Ab in die Cloud und dann?

Am 08.11.2016 fand an der TU Dortmund eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Ab in die Cloud und dann? Wie man Unternehmen die Digitalisierung beibringt“ statt. Auf dem Podium standen Herr Peter Gerdemann, Leiter Unternehmenskommunikation, PricewaterhouseCoopers (PwC), Dr. Henrik Hahn, Leiter Digitalisierungsstrategie, Evonik Industries AG, Prof. Dr. Jakob Rehof, Fakultät für Informatik, Lehrstuhl für Software Engineering, TU Dortmund und ich. Die Runde wurde durch Frau Dr. Christa Pfafferott, ZEIT CAMPUS-Autorin, moderiert.

Cloud Computing setzt sich immer weiter als flexible Bereitstellungsart von IT-basierten Services durch. Gleichzeitig bietet die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Geschäftsmodellen viele Chancen sich als modernes und zukunftssicheres Unternehmen aufzustellen. Für ein Unternehmen hat dies Auswirkungen nach innen und nach außen. Genau an diesen Stellen muss ein modernes Business Development ansetzen und bestehende Modelle auf den Prüfstand stellen.

Die Podiumsdiskussion hatte zum Inhalt, wie sich die Digitalisierung auf Unternehmen und auf die Zukunft des Arbeitsmarktes in Deutschland auswirkt. Im Folgenden möchte ich die wichtigsten Punkte nochmal zusammenfassen und ihre Auswirkungen auf das Business Development darstellen.

Cloud bietet viele Chancen

Die Cloud hat sich in den letzten Jahren von einem Hype zu einem ernstzunehmenden Wirtschaftszweig gewandelt. Cloud Computing wurde das erste Mal durch Amazon bekannt, die in der Nebensaison Überkapazitäten ihrer Rechenzentren für externe Kunden zur Verfügung stellten. Inzwischen können prinzipiell alle IT-basierten Services in einer Cloud selbst betrieben, oder von einem Cloud Service Provider (CSP) eingekauft werden. IT-Services aus der Cloud werden dabei bedarfsgerecht abgerechnet (pay per use) und können dadurch flexibel eingesetzt werden. Dies ermöglicht es Unternehmen (genauso wie jungen Start-Ups) schnell neue Geschäftsmodelle zu entwicklen, zu testen und bei Erfolg weltweit zu verkaufen. Inzwischen gibt es ganze Unternehmen, die nur noch in der Cloud existieren. Sie werden als Cloud Natives bezeichnet. Alles, was sie für Erstellung und Vermarktung ihrer digitalen Produkte und Dienstleistungen benötigen, beziehen sie aus der Cloud und auch ihre Produkte werden nur in der Cloud betrieben.

Zukünftig werden immer mehr Services in die Cloud verschoben oder dort erst entwickelt. Auch Unternehmen, die bisher ausschließlich mit klassischen Handelswaren oder Dienstleistungen gewirtschaftet haben, können die Cloud nutzen, um zusätzliche Mehrwerte für ihre Kunden zu schaffen. Die Aufgabe des Business Developments an dieser Stelle besteht darin, zum einen gemeinsam mit der IT-Abteilung herauszufinden, was technisch für das gegebene Unternehmen möglich und was sinnvoll ist. Zum anderen muss das Business Development mit Hilfe von Marktanalysen herausfinden, was sich die Kunden an zusätzlichen Diensten wünschen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen können dann in neue oder erweiterte Produkte überführt werden.

Podiumsdiskussion zum Thema Cloud Computing und Digitalisierung an der TU Dortmund

Podiumsdiskussion zum Thema Cloud Computing und Digitalisierung an der TU Dortmund, Copyright „ZEIT CAMPUS / Andre Zelck“

Digitalisierung als Treiber im Business Development

Das Thema Digitalisierung wird im Moment überall diskutiert. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und was hat die Digitalisierung mit Business Development zu tun?

Die Digitalisierung wird auch oft als digitale Revlution bezeichnet. Moderne IT-gestützte Systeme erlauben inzwischen ganz neue Geschäftsmodelle und kundenfreundliche Kommunikationswege. Die Digitalisierung reicht dabei in der Produktion in den Bereich der Industrie 4.0 und in der technischen Vernetzung von Maschinen bis in den Bereich des Internet of Things (IoT). Aber auch bislang papiergestützte, interne Prozesse und die Kommunikation mit Kunden, Angestellten und Partnern sind mit einbegriffen. Ein wichtiges Thema ist hier zum Beispiel das „Customer and Employer Engagement“. Damit ist die direkte Beteiligung von Kunden und Angestellten an zentralen Wertschöpfungsbereichen und zukunftsweisenden Entscheidungen gemeint. All diese Bereiche können inzwischen mit intelligenter IT unterstützt, konsolidiert und verbessert werden.

Die Digitalisierung hat dabei Auswirkungen in unterschiedliche Richtungen. Zum einen können innerhalb eines Unternehmens bestehende Prozesse mit starken Medienbrüchen vereinheitlicht und auf einer digitalen Basis konsolidiert werden, zum anderen können für Kunden digitale Services oder Mehrwertangebote zur Verfügung gestellt werden. Ein weiterer Punkt ist sicherlich das Online-Marketing, das Unternehmen dabei unterstützt, Werbebotschaften schnell und gezielt zu verbreiten und die Kundenreaktionen live auszuwerten. Dabei gilt es aber nicht alle bestehenden Prozesse der Digitalisierung Willen zu digitalisieren. Denn frei nach Herrn Dr. Hahn (Evonik) zitiert, gilt: ,,Wenn ein schlechter Prozess digitalisiert wird, bleibt es ein schlechter Prozess“. Somit sollte sehr genau geschaut werden, in welchen Bereichen sich die Digitalisierung lohnt. Laut Herrn Gerdemann (PwC) bietet sich dabei ein iterativer Prozess an, der Schritt für Schritt Prozesse und Produkte digitlaisiert und dabei gleichzeitig die Angestellten durch ein entsprechendes Change-Management „mitnimmt“ und somit das Unternehmen als Ganzes einen neuen Weg einschlagen kann.

Die internen Auswirkungen der Digitalisierung betreffen das Business Development weniger. Vielmehr ist es die Aufgabe des Business Developments, die Auswirkungen der Digitalisierung auf der Kunden- und Produktseite des Unternehmens zu untersuchen. Danach kann mit Hilfe von Marktanalysen und Kundenbefragungen und unter Berücksichtigung der Partnerlandschaft herausgefunden werden, in welchen Geschäftsbereichen eine Ergänzung bestehender Produkte und Dienstleistungen durch digitale Technologien geschäftsfördernd ist. Natürlich können auf diesem Weg auch ganz neue Produkte entstehen.

Die Digitalisierung ist aktuell einer der größten Treiber im Business Development, da rein digitale oder digital erweiterte Angebote zurzeit sehr attraktiv sind und große Wachstumschancen bieten. Gleichzeitig stellt sich das Unternehmen nach innen und nach außen als innovatives und zukunftssicheres Unternehmen auf.

IT als Innovationsmotor

Die IT verändert und beschleunigt seit Jahren die Geschäftswelt. Spätestens seit der Einführung des Internets haben sich Unternehmen weltweit sprunghaft entwickelt. In der letzten Zeit greift die Digitalisierung immer weiter um sich und kommt jetzt bei multinationalen Konzernen genauso wie bei kleinen und mittelständigen Unternehmen (KMUs) an. Dabei wird die Informatik als Basiswissenschaft hinter jeglicher IT immer wichtiger. Nie zuvor hing so viel von Computern und IT-basierten Systemen ab. Eine Welt ohne IT ist nicht mehr vorstellbar.

Herrn Prof. Rehof sagte bei der Podiumsdiskussion: „Informatik ist der stärkste Verkürzer von Distanz zwischen Gedanken und Handeln.“ Und damit hat er Recht. Alle neuen Geschäftsmodelle beinhalten heute immer einen digitalen Anteil. Allein der Vertrieb und das Marketing von Produkten und Dienstleistungen sind ohne IT nicht mehr denkbar. Natürlich bildet die IT immer öfter auch die Basis für komplett neue Geschäftsideen, Technologien und Dienstleistungen. Somit ist die IT der größte Innovationsmotor unserer Zeit und gleichzeitig eines der wichtigsten Mittel für Business Development.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Die Digitalisierung hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Dies wurde bei der Podiumsdiskussion verstärkt hervorgehoben. Besonders, da das Zielpublikum größtenteils aus angehenden Informatikern der TU Dortmund bestand. Der Arbeitsmarkt bietet zurzeit – und sicherlich auch zukünftig – sehr gute Aussichten für IT-Fachpersonal. Es bestehen viele Chancen und Möglichkeiten an den unterschiedlichsten Stellen und quer durch alle Branchen.

Durch die Digitalisierung müssen sich immer mehr Unternehmen auch mit der Erstellung und dem Betrieb von IT-Services und eigener Software auseinandersetzten. Dies ist für viele Unternehmen im KMU-Bereich neu und stellt sie vor große Herausforderungen, denn der Fachkräftemarkt ist im Vergleich zu der Anzahl der offenen Stellen sehr klein. Es wird sogar von einem „war for talents“ gesprochen, in dem sich Arbeitgeber immer innovativer aufstellen müssen, um junges Fachpersonal motivieren und langfristig an ein Unternehmen binden zu können.

Grundsätzlich wird eine fundierte IT-Ausbildung immer wichtiger. Dies wurde in der Diskussion mehrfach betont. Dabei zählt nicht nur der Erwerb einer Programmiersprache, sondern vor allem das strukturierte Herangehen an komplexe Sachverhalte. Diese Ausbildung sollte dabei am besten schon in der Grundschule beginnen und ein Verständnis der digitalen Welt vermitteln. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich Mitarbeiter auch in der Zukunft, die sicherlich immer digitaler wird, noch zurechtfinden. Weiterhin ist dafür ein lebenslanges Lernen notwendig, welches dafür sorgt, dass die Angestellten den sich immer schneller wandelnden Anforderungen gewachsen bleiben.

Natürlich ändern sich durch die Digitalisierung auch die Anforderungen an Business Development Manager. Zu dem fundierten Brachen-, Produkt- und Marktverständnis muss jetzt auch ein Verständnis der Chancen und Möglichkeiten der digitalen Welt hinzukommen. Weiterhin müssen auch die Risiken und Herausforderungen für das jeweilige Unternehmen bewerten werden können. Somit sollten sich zum einen bisherige Business Development Manager IT-Wissen aneignen und zum anderen Business Development Teams um entsprechendes Fachpersonal ergänzt werden. So wird sichergestellt, dass sich Unternehmen mit Hilfe des Business Developments auch in Zeiten des schnellen digitalen Wandels zukunftssicher und kundenorientiert am Markt positionieren können.

 

Es bleibt also spannend! Ich freue mich auf die digitale Zukunft. Wenn Sie das auch so sehen, oder etwas ergänzen oder kommentieren wollen, freue ich mich über Ihr Feedback.

Viele Grüße

Andreas Kohne

 

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